Geschichte

Unsere Geschichte

von der Gründung bis September 2011

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges zeigte sich das Bedürfnis nach sportlicher Betätigung, welche zunächst von den Besatzungsmächten ganz verboten war. Nach 1945 bestimmte der Anspruch, sich eine berufliche und familiäre Existenz zu schaffen, das Leben der ehemaligen Soldaten und noch viel mehr das Leben der Kriegsbeschädigten. Ende der 40er Jahre bildeten sich erste Gruppen von versehrten Sportlern, die sich zunächst innerhalb von Turn- und Sportvereinen betätigten.

In Radolfzell beschäftigte sich Emil Grabo, ein 3-fach amputierter Schwerstversehrter, ebenfalls mit dem Gedanken, eine Gemeinschaft von aktiven Versehrtensportlern zu bilden. Unterstützt vom Orts- und Kreisverbandes des VdK (Verband der Kriegsbeschädigten) lud er zum 14.02.1951 alle sportinteressierten Kriegs- und Zivilgeschädigte von Radolfzell und Umgebung zu einer Versammlung ins Gasthaus Germania ein. Es erschienen 25 Personen, wovon sich 20 als erste Mitglieder zur Versehrtensportabteilung Radolfzell anmeldeten.

             Ermutigt von der Versammlung bat Herr Grabo die Stadtverwaltung, Sportvereine und Geschäftsleute um Unterstützung mit dem Erfolg, dass von der Stadt bereits mit Beginn der Badesaison 1951 das bisherige Bubenbad, Seebadeanstalt, als Abteilung für Kriegsversehrte in die Obhut der VSA gegeben wurde. Dieses Bubenbad bestand aus 120 qm Liegefläche, einer 6 qm großen fensterlosen Bretterhüte als Umkleideraum und einer Bretterwand mit Bank und Kleiderhaken.

Die Sportgeräte, für die zwei ersten Sportarten Tischtennis und Leichtathletik, stellte das Sporthaus Kratt-Knobelspies kostenlos zur Verfügung. Zu dieser Zeit gab es in Radolfzell nur eine Turnhalle, sodass der Übungsabend Tischtennis im Saal vom Gasthaus Adler abgehalten wurde.

Unser damaliger 2. Vorsitzender Fritz Grundler hatte mit Herrn Bürgermeister Albrecht im Juli 1964 eine Unterredung betreffs Neugestaltung des Versehrtenbades in Radolfzell. Daraufhin ist unser Vereinsheim im Zuge der Neuordnung und Neubauten im Seebad, neu erstellt worden. In weiser Voraussicht konnte Herr Grundler Herrn Bürgermeister Albrecht überzeugen, dass die  baulichen Anlagen so gestaltet werden sollten, dass sie nicht nur den Wünschen der Versehrtensportler, sondern den Anforderungen des Versehrtensports (BVG) entsprechen. Herr Bürgermeister Albrecht sagte 1964 den 58 Mitgliedern der Versehrtensportgruppe (VSG) zu, Wünsche des Vereins bei der Neugestaltung zu berücksichtigen und in die Gesammtplanung aufzunehmen. Trotzdem dauerte es noch vier Jahre, bis im Juni 1968 die Bauarbeiten begannen. Nach Abschluss der Arbeiten für den Rohbau inclusive Dach, Eingangsüren und Fenster konnten die Mitglieder auch bald beginnen die Innenarbeiten in Eigenregie durchzuführen.

Walter Vogler, der damalige 1. Vorsitzende, lud am 17.07.1968 die Mitglieder zu einer Versammlung ins Gasthaus Kreuz. Die einzigen zwei Tagespunkte waren:

  1. Leistung freiwilliger Arbeitsstunden.
  2. Festsetzung einer Bade-Benutzungsgebühr um die Kosten für die Unterhaltung des Bades zu gewährleisten.

Letztendlich meldeten sich 17 Kameraden für die freiwilligen Arbeitsstunden. Diese ehrenamtlich arbeitende Hände zogen Zwischenwände, legten Rohre für die sanitären Anlagen sowie der Stromversorgung. Auch legten Sie mit viel Idealismus den Fußboden in vereinter Kraft. Dank ihrer Arbeit wurde schon ein Jahr später am 05.Juli 1969 mit geladenen Gästen die Einweihung gefeiert. Immer wieder wurde betont, dass das Bad mit vereinten Kräften und viel Idealismus erbaut wurde. Mehrfach wünschten sich die Teilnehmer, dass dieser Idealismus lange anhalten möge, um das Bad zu erhalten, zu pflegen und mit Leben zu füllen.

Walter Vogler und Raimund Futterer erstellten am 17. Oktober 1977, etwa 26 Jahre nach Gründung, die erste Satzung.  Sie ist ins Vereinsregister eingetragen worden.

Bei der Uferrenaturierung im Winter 2000/2001 an den Grundstücken der Seehalde, dem Behindertenbad und der Seebadeanstalt erhielten wir die Hubsitz-Slipanlage, mit der Rollstuhlfahrer und stark Gehbehinderte eigenständig ins Wasser und wider aus dem Wasser kommen. Diese Anlage ist einmalig, ein Unikat, in ganz Europa. Für die Verwirklichung dieser Anlage setzte sich der damalige 2. Vorsitzende Raimund Futterer stark ein. Verhandlungen mit dem Landratsamt und der Wasserdirektion Oberrhein und Bodensee in Rottweil sowie Mitarbeit an technischen Lösungen standen an.

2003 wurde die Vereinssatzung überarbeitet und die Versehrtensportgruppe (VSG) nannte sich um in den Behinderten- und Rehabilitationssportverein Radolfzell e.V. (BRSV). Federführend dabei waren Günter Schötzau und Raimund Futterer.

Ebenfalls standen 2003 Umbau, Anbau und Renovierung des Vereinsheimes nach 32 Jahren an. Planung Raimund Futterer

Sportliche Veränderungen:

Wurden am Beginn zwei Sportarten angeboten, so veränderte sich das Angebot mit dem Anstieg der Mitgliederzahl. Als neue Sportarten kamen, Prellball, Fussballtennis, Volleyball, Faustball und Sitzball hinzu.

 Wie aktiv unsere Sportler waren und zum teil noch heute sind, denken wir ans Tischtennis, belegen die Unterlagen über die Teilnahme an Turnieren, Sportfesten und Vergleichskämpfe, an Badische-Meisterschaften und Deutsche Meisterschaften. Von 1951 bis 1980 wurden an 541 Veranstaltungen teilgenommen. Eine Zusammenfassung der Wettkämpfe auf Landesebene ergaben, dass die Sportler vom BRSV Radolfzell an 76 Verbandsturnieren, Badischen, Baden-Württembergischen und Deutschen Meisterschaften teilnahmen. In den Disziplinen Kugelstoßen, Speer- und Diskuswerfen stellte der BRSV des öfteren den deutschen Meister. Ebenfalls auch im Tischtennis im Einzel, Doppel und mit der Mannschaft. Die Krönung im Tischtennis war, dass die Mitglieder des BRSV die Titel  Europameister und Weltmeister sich erkämpften. Bei den Paralympics holten unsere Tischtennisspieler mehrfach Gold, Silber und Bronze. Aber die Entwicklung sportlicher Art änderte sich, Sitzball, Faustball, Prellball, Vollyball und Fussballtennis werden nicht mehr betrieben. In der Zeit von 1981 bis 2001 nahmen wir noch an 30 Turnieren teil. Tischtennis und Leichtathletik blieben übrig, wobei  in der Leichtathletik nur noch 3 Sportler aktiv waren. Von 1962 bis 1980 wurden zum  Beispiel das Versehrtensportabzeichen von 11 Sportlern abgelegt. 2-mal Bronze, 9-mal Silber und 36-mal in Gold. Trotz dem vergeht kein Jahr, an dem nicht die Sportler vom BRSV Radolfzell bei der Sportlerehrung der Stadt Radolfzell geehrt werden.

Der BRSV-Radolfzell war Gründungsmitglied vom Badischen-Behindertensportverband (BBS) und von der IG-Sport in Radolfzell. Die Behindertensportvereine Konstanz, Stockach, Pfullendorf, Gottmadingen und Singen wurden von Radolfzell aus gegründet.

Durch veränderte Bedingungen und Anforderungen der Behinderten geht die Tendenz zurzeit mehr in die Rehasport-Richtungen wie Gymnastik, Wassergymnastik, Schwimmen, Lungensport usw. Dort ist der Bedarf gravierend größer. Natürlich lassen sich dabei keine Ehrungen und Pokale holen, aber jeder Behinderte, der nach der Sportzeit glücklich darüber ist, dass er diese Leistung erbringen konnte und durfte, ist eine Bereicherung und Ehrung für den Verein. Was aber nicht ausschließt, dass auch Leistungssport bei Bedarf wieder eingeführt wird.

Zum 30-jährigen Jubiläum 1981 schrieb unser verstorbenes Mitglied Kuno Blocher die Vereinschronik. Zum 50-jährigen Jubiläum 2001 wurde die Chronik von Raimund Futterer weiter geschrieben.

Radolfzell, den 21. September 2011

Raimund Futterer

1. Vorsitzender   2012 – 2015
1. Vorsitzender   2003 – 2011
2. Vorsitzender   1997 – 2003
1. Vorsitzender   1973 – 1979

Übungsleiter 1973 – 1985